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Wohnungslosigkeit
Engagement privater Vermieter ist gefragt
Wohnungslosigkeit ist ein großes Problem – und eine Gemeinschaftsaufgabe. Auch viele Vermieter fragen sich, wie sie helfen können, ohne ihre berechtigten Interessen zu gefährden. Doch gute Absichten allein reichen nicht: Es braucht funktionierende Strukturen, klare rechtliche Rahmenbedingungen und verlässliche Partner. Während sich die Politik um langfristige Lösungen bemüht, setzen soziale Träger vor Ort bereits konkrete Hilfen um. Projekte wie Housing First Berlin zeigen, wie Engagement, Struktur und private Vermieter der Wohnungslosigkeit gemeinsam erfolgreich entgegentreten.
Berlin, 8 Uhr morgens. An einem Fenster der Bahnhofsmission am Zoologischen Garten beginnt die Frühstücksausgabe. Eine Dame bittet um einen Tee. Ein Ehrenamtlicher reicht ihr diesen, nicht ohne zuvor zu fragen, ob mit oder ohne Zucker. Eine kleine Geste, die hier viel bedeutet. „Jede Begegnung ist von Relevanz, egal wie kurz sie dauert“, betont Sünje Hansen, Leiterin der Bahnhofsmission Zoo. Die Gäste hier eint ein fehlendes Zuhause. Einige leben auf der Straße, andere in Notunterkünften, wieder andere schlagen sich in prekären Übergangsquartieren bei Bekannten durch. „Wir versorgen täglich rund 600 wohnungs- und obdachlose Menschen – mit Essen, Getränken, Duschen und Toiletten“, so Hansen. Doch die Hilfe vor Ort kann ein zentrales Problem nicht lösen: mangelnder Wohnraum. Hansen erklärt: „Viele unserer Gäste haben auf dem Wohnungsmarkt kaum Chancen. Es fehlen bezahlbare Angebote, Standards und Unterstützung.“
Ein Drittel mit Perspektive – für den Rest fehlt die Struktur
Über 372.000 Menschen waren 2023 in Deutschland ohne eigene Wohnung untergebracht. Viele weitere leben inoffiziell bei Freunden oder in Notunterkünften. Der Zugang zum regulären Wohnungsmarkt bleibt ihnen oft verschlossen. Andererseits geraten die Anbieter von Wohnraum zunehmend unter Druck. Hohe Instandhaltungs- und Energiekosten, gesetzliche Vorgaben und steigende Zinsen belasten insbesondere Kleinvermieter. Wer nur eine oder zwei Wohnungen besitzt, kann Risiken kaum eingehen, erst recht nicht, wenn die Miete der eigenen Altersvorsorge dienen soll. Zwar möchten viele Eigentümer helfen, doch das Mietrecht kennt kein „Probewohnen“ – und einmal geschlossene Verträge lassen sich nicht ohne Weiteres rückgängig machen. Vorbehalte wegen möglicher Konflikte, unklarer Strukturen oder rechtlicher Unsicherheiten sind keine Ausreden, sondern realistische Abwägungen und Ängste privater Kleinvermieter.
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Initiativen unterstützen private Vermieter
Wer helfen will, braucht verlässliche Rahmenbedingungen. Eines der Projekte, das hier ansetzt, ist Housing First Berlin. Es zeigt, dass stabile Mietverhältnisse auch mit ehemals wohnungslosen Menschen möglich sind, wenn Auswahl, Begleitung und Absicherung stimmen. Seit 2018 vermittelt das Modellprojekt wohnungslose Menschen direkt in reguläre Mietverhältnisse mit intensiver sozialer Begleitung. 76 Mietverhältnisse wurden bereits geschlossen, von denen 92 Prozent bis heute bestehen. Nur zwei Kündigungen erfolgten durch Vermieter. In zehn Fällen wurden Schäden an den Wohnungen registriert, die aber über einen Sicherungsfonds ausgeglichen werden konnten. Die Mitarbeitenden von Housing First achten sorgfältig darauf, wer in welche Wohnung passt. Die Beteiligung privater Vermieter an solchen Projekten ist bislang jedoch gering. Viele private Eigentümer reagieren noch zurückhaltend, denn die rechtliche Bindung ab Vertragsbeginn und oft fehlende Informationen über Unterstützungsangebote wie Housing First Berlin stellen reale Hürden dar. Zugleich bleibt die Reichweite von derartigen Projekten begrenzt. Nur etwa ein Drittel der wohnungslos untergebrachten Menschen in Deutschland ist sozialleistungsberechtigt. Die finanzielle Absicherung der Mietverhältnisse durch Behörden oder Träger setzt jedoch in der Regel voraus, dass Mieter Sozialleistungen beziehen können. Wo dieser Anspruch fehlt, entfällt auch die Grundlage für Mietübernahmen, Sicherungsfonds oder Betreuung. Mehr Engagement privater Eigentümer wäre also wichtig, aber es braucht ebenso politische Lösungen für genau diese Lücken.
Politik in der Pflicht
Die Facharbeitsgruppe (FAG) „Wohnraumversorgung“, bestehend aus Kommunen, Trägern und Haus & Grund Deutschland (vertreten durch Matthias zu Eicken von Haus & Grund Deutschland als Co-Vorsitzender) arbeitet im Rahmen des Nationalen Aktionsplans gegen Wohnungslosigkeit daran, die Lücken zu schließen und Kriterien für die Schaffung von mehr Wohnraum für Menschen in Wohnungsnot festzulegen. Die FAG erarbeitet dafür unter anderem einen Leitfaden zur Wohnraumakquise und Empfehlungen zur zielgerichteten Nutzung der sozialen Wohnraumförderung. Es zeigt sich, dass nicht nur private Eigentümer, sondern auch viele Kommunen hierbei an ihre Grenzen stoßen, etwa durch fehlende Standards, personelle Engpässe oder unklare Zuständigkeiten. Die FAG will genau hier ansetzen, indem Strukturen verbessert, Verfahren vereinfacht und Vermieter eingebunden werden, ohne sie zu überfordern.
Wer helfen will, findet auch ohne Wohnung einen Weg
Die Politik ist aufgefordert, einen verlässlichen Rahmen zu schaffen, um die Wohnraumversorgung nachhaltig zu sichern. Bis dahin, ist von uns allen praktisches Mitwirken gefragt. Wohnungslosigkeit stellt ein gesamtgesellschaftliches Problem dar, für das konkrete Antworten vor Ort gefragt sind. Private Eigentümer, die Wohnraum zur Verfügung stellen möchten, können sich an ihren Haus & Grund-Ortsverein, kommunale Stellen und lokale Initiativen wenden, um Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Kooperationspartnern zu erhalten. Auch ohne eigene Wohnung können Sie helfen – beispielsweise durch ehrenamtliche Unterstützung bei der Essensausgabe oder -zubereitung bei den Stadt- und Bahnhofsmissionen. Sachspenden sind ebenfalls willkommen, insbesondere Schlafsäcke, Hygieneartikel und haltbare Lebensmittel, aber auch übrig gebliebene Buffet-Reste. Eine Geldspende kann sich ebenso als sehr effektiv erweisen. Letztendlich ist jede Form der Unterstützung hilfreich, und manchmal braucht es nur eine Tasse Tee – ob mit oder ohne Zucker –, um Würde zu schenken.
Luisa Peitz
Referentin Recht







